Was tut sich im Europaschutzgebiet Hundsheimer Berge?
Mit tatkräftiger Unterstützung von jungen Erwachsenen wurden im Sommer bedrohte Trockenrasenflächen entbuscht, bei einer Folge-Exkursion wurden die wertvollen Lebensräume und ihre Arten nähergebracht.
© F. Schneider
Der Hundsheimer Berg beherbergt wertvolle Trockenlebensräume, in denen der langsam wachsende und konkurrenzschwache Wacholder (Juniperus communis) eine besondere Rolle spielt. In der Vergangenheit hielt regelmäßige Beweidung mit Schafen, Rindern und Ziegen andere Gehölze zurück – der stachelige Wacholder hingegen wurde von den Weidetieren verschmäht. Mit der Aufgabe dieser extensiven Bewirtschaftung wurden dieser und die Trockenrasen von schnellwachsenden Sträuchern verdrängt.
Pflegeeinsatz am Hundsheimer Berg
© S. Messner
Mit Astscheren, Handsägen und viel Motivation rückte Freiwilligen vom WWF Jugendnetzwerk Generation Earth und dem Ökosozialen Studierendenforum im Sommer 2025, dem Buschwerk auf den Trockenrasen des Hundsheimer Berges zu Leibe. Ziel: Dem seltenen Wacholder wieder Platz zum Wachsen geben.
Organisiert wurde der Pflegeeinsatz in Zusammenarbeit der Schutzgebietsbetreuung des Europaschutzgebietes Hundsheimer Berge, dem WWF Österreich und Mitgliedern des Ökosozialen Studierendenforums. Vor Ort wurde der Einsatz naturschutzfachlich von Schutzgebietsbetreuer Florian Schneider (Büro V.I.N.C.A.) und seinem Kollegen Samuel Messner begleitet.
Entbuschung zur Vorbereitung der Beweidung
Die 19 Freiwilligen schnitten daher im Bereich der Wacholdervorkommen aufgekommene Büsche zurück und schufen so wieder Raum für die Pflanze. Das ist ein wichtiger Zwischenschritt, bis die Beweidung langfristig sichergestellt ist. Diese wurde 2024 wiederaufgenommen. Durch die Gemeinde Hundsheim wurde mit der Schutzgebietsbetreuung Weideinfrastruktur aufgebaut, gefördert durch das Land Niederösterreich und „Blühendes Österreich“. Auf eine Beweidung mit Schafen soll in den Folgejahren eine Rinderbeweidung folgen zum besseren Erhalt der Trockenrasen folgen.
Mit dem tatkräftigen Einsatz der Freiwilligen und der geplanten Wiederaufnahme der Beweidung sind wichtige Schritte gesetzt, um den Wacholder am Hundsheimer Berg zu bewahren – und damit auch die einzigartige Artenvielfalt dieser besonderen Landschaft.
Umweltbildung zur Belohnung der körperlichen Ertüchtigung
Bei einer Folgeveranstaltung erfuhren 19 junge Erwachsene von Schutzgebietsbetreuer Florian Schneider und seinem Kollegen Samuel Messner (beide Büro V.I.N.C.A) aus erster Hand, wie vielfältig und zugleich empfindlich diese Lebensräume sind.
Florian Schneider führte eine Gruppe den Osthang des Hexenbergs hinauf. Ausgestattet mit einem Spaten und neugierigen Blicken fanden die jungen Naturschützer den Zusammenhang zwischen Bodentiefe, Nährstoffgehalt und Pflanzenarten heraus.
© F. Schneider
Ein wiederkehrendes Thema war das zu häufige Vorkommen des Grases Aufrechten Trespe (Bromus erectus). Ohne ausreichende Beweidung verdrängt sie konkurrenzschwächere Pflanzen. Ein besonderes Highlight war die Entdeckung der seltenen und geschützten Hainburger Feder-Nelke (Dianthus lumnitzeri) und der parasitischen Gamander-Sommerwurz (Orobanche teucrii), die ohne eigenes Chlorophyll auf andere Pflanzen als Wirt angewiesen ist.
Getarnt ins Ameisennest
Parallel dazu stellte Zoologe Samuel Messner dem zweiten Teil der Gruppe die Welt der Insekten vor. Mit Kescher, Klopfschirm und Bodensieb sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigenständig Tiere, die anschließend bestimmt und besprochen wurden. Ob Ameise, Käfer, Wanze oder Wildbiene – jede Art erzählte ihre eigene Geschichte. So wurde zum Beispiel der Ameisensackkäfer (Clytra laeviuscula) gefunden, dessen mit Kot verklebten Eier von Ameisen ins Nest getragen werden, wo die Larven sich von Brutnahrung, Abfällen und teils auch von Ameisenlarven ernähren.
© F. Schneider
Am Ende wurde eines klar: Unterschiedliche Faktoren wie Gestein, Boden, Beweidung und Nutzungsgeschichte formen eine Mosaiklandschaft, in der viele Arten nebeneinander existieren können. Der Erhalt solcher Lebensräume erfordert Wissen, Pflege und engagierte Menschen, die beides in die Praxis umsetzen.
