Nachbericht – Energie- und Klimaforum NÖ Städte
St. Pölten am 24. September 2025
Die finanziellen und personellen Herausforderungen für Städte sind groß und es ist notwendig bei der Umsetzung von Energie- und Klimaprojekten die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Umso motivierender sind Beispiele von Umsetzungen, die sich für Städte kurzfristig rechnen.
Teil 1: Klimaschutz- und Sanierungsmaßnahmen, die sich rechnen
Vom Energiebericht zum Sanierungsschritt
Der erste Teil der Veranstaltung startete mit einem Beitrag von Ralph Zulehner (Servicestelle Energiebuchhaltung der eNu), der in seinem Vortrag „Vom Energiebericht zum Sanierungsschritt“ die Relevanz von Sanierungsaktivitäten im Sinne der Energieeffizienz gab und die Schritte zum Sanierungsfahrplan erläuterte. Ausgehend von den Komponenten, die eine gute Energiebuchhaltung ausmachen erläuterte er auch die zusätzlichen positiven Aspekte der Energiebuchhaltung für Gemeinden. Anschließend erklärte er den Weg über die Analyse und Interpretation der Daten zu den Maßnahmen und Sanierungsschritten, die dann in einem Sanierungsfahrplan zusammengefasst werden.
Abschließend wurden Beispiele aus Gemeinden, die ihre durch die Energiebuchhaltung erkannten Einsparpotentiale nutzen konnten, indem sie Maßnahmen wie Änderung des Lüftungsverhaltens, Optimierung der Heizungsregelung oder Anpassung der Raumtemperatur umgesetzt haben.
Präsentation
Der Energiebeauftragte Daniel Rotter, stellte im anschließenden Vortrag die Erfahrungen der Stadtgemeinde Mödling mit dem Sanierungsfahrplan vor. Mödling steht durch seine Ausgangslage mit vielen historischen und denkmalgeschützten (kommunalen) Gebäuden und als Schul- und Bezirkshauptstadt mit vielen öffentlichen Einrichtungen vor großen Herausforderungen in der Sanierung. Die Stadtgemeinde hat sich deshalb schon sehr früh Gedanken zu den Sanierungen öffentlicher Gebäude machen müssen. Der Weg zum Sanierungsfahrplan führte über die Erstellung von Energieausweisen, zu einer einfachen Gebäudebestandsliste und nach umfassenden Gebäudeanalysen und einer Prioritätenliste der Umsetzung. Auf dieser Grundlage wurde ein Sanierungsfahrplans mit Hilfe der Energiebuchhaltungsstelle der eNu erstellt. Herr Rotter zeigte anhand von Beispielen die bisherigen Fortschritte und Einsparungen durch die Umsetzung der Maßnahmen anhand einer Volksschule und eines Kindergartens.
Präsentation
Sanierung und Erweiterung des Bildungs- und Veranstaltungszentrums
Die Marktgemeinde Kaumberg ist zwar keine Stadt, hat aber mit der Sanierung und Erweiterung des Bildungs- und Veranstaltungszentrums (BiVaZ) ein für Städte sehr interessantes Beispiel zu liefern. Bürgermeister Michael Wurmetzberger erläuterte erst die Ausgangslage des großen Gebäudekomplexes, eines ca. 45 Jahre alten Baus, mit Zubauten, Stromheizung, unterschiedlicher Bausubstanz und den notwendigen Sanierungsschritten. Es stellte sich die Frage, wie umfangreich die Sanierung ausfallen soll und hinsichtlich finanzieller Aspekte der Gemeinde ausfallen kann. Die Wahl fiel auf eine umfassende Generalsanierung und Erweiterung des Gebäudekomplexes. Vom Kindergartenausbau über die thermische Sanierung, Umstellung des Heizsystems, Errichtung eines Nahwärmenetzes mit Einbeziehung der regionalen Hackschnitzelanbieter, einer PV-Anlage mit Batteriespeicher und Entsiegelungsmaßnahmen wurden umfassende Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz gesetzt. Das Ergebnis wurde mit Daten & Fakten zu beanspruchten Förderungen, Kosten und Daten zum Stromverbrauch bzw. zur Stromproduktion erläutert. Mit dem Ergebnis ist nicht nur der Bürgermeister zufrieden: Durch die Maßnahmen wurden nicht nur die Bedürfnisse vieler Nutzergruppen Kaumbergs berücksichtigt, sondern auch ein neues Gemeindezentrum geschaffen.
Präsentation
Die Wirtschaftlichkeit von Gemeindeprojekten
Die Stadtgemeinde Klosterneuburg hat in der Umsetzung von Klima- und Energieprojekten schon eine lange Erfahrung. Stadtrat Roland Honeder zeigte in seinem Vortrag anhand von ausgewählten Beispielen, dass sich auch die Wirtschaftlichkeit rechnen muss und durch geschickten Einsatz von neuer Technologie, Förderungen und Planungen rechnen kann. Zahlreiche Beispiele von PV- und Energiesystemen, Energiegemeinschaften oder Elektromobilität bis zu großen Projekten wie dem Neubau des Wirtschafts-Hofes, einer Energieraumplanung oder dem Neubau des Feuerwehrhauses Kritzendorf und der Kläranlage wurden Maßnahmen zur Energieeffizienz gesetzt und technische Innovationen genutzt. Anhand von Beispielen wurden konkrete Einsparungen mit Zahlen belegt – bei kleinen Projekten wir bei großen. Zum Beispiel konnten durch eine gezielte Analyse der Verbräche in einer Schule allein durch den Austausch von Einhandmischern auf neue Armaturen die Verbräuche von Kaltwasser, Warmwasser und Energie massiv reduziert werden. Durch den Einsatz von energieeffizienten Maßnahmen und gezielten Maßnahmen im Bereich der Liegenschaftsverwaltung plant die Stadtgemeinde weitere Energie – und Ressourceneinsparungen durch den Neubau des Wirtschaftshofes.
Präsentation
Teil 2: ELWG und PV-Großanlagen
Im zweiten Teil der Veranstaltung waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgerufen, sich über zukünftige Entwicklungen wie das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und die Wirtschaftlichkeit von PV-Großanlagen in der Gemeinde Gedanken zu machen und ihre Fragen in einen Austausch einzubringen.
Die eNu-Expertin für Stromspeicher und Verteilnetze, Britta Ehrenberg, erläuterte in ihrem Vortrag die schon beschlossenen nationalen Klimaziele und die Ziele des Klima- und Energiefahrplans des Landes NÖ und erklärte die geplanten rechtlichen Neuerungen, die durch das ElWG neu zu erwarten sind. Das Elektrizitätswirtschaftsgesetzt wird höchstwahrscheinlich für PV-Anlagen relevante Auswirkungen haben – durch Systemnutzungsentgelte, Ansteuerbarkeit neuer PV-Anlagen, Spitzenkappung, flexiblen oder beschränkten Netzzugang und Strombezugsverträge und Direktleitungen.
Da die Stromproduktion durch PV-Anlagen auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird und die Städte und Gemeinden durch den PV-Ausbau über sehr große Anlagen bereits verfügen oder diese planen, stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit von PV-Großanlagen in Zukunft.
Da das ElWG noch nicht beschlossen wurde und deshalb noch keine genauen Informationen zum Gesetzesinhalt gegeben werden können, stellte Frau Ehrenberg verschiedene Szenarien vor und erörterte die finanziellen Auswirkungen durch Berechnungen zu Modellannahmen. Die Conclusio ist: eine Erhöhung des Eigenverbrauchs bringt zukünftig wirtschaftlich am meisten. Durch flexible Tarife und Netzentgelte kann auf Nutzerinnenverhalten und Stromvermarktung Einfluss genommen werden. Es ist zu erwarten, dass dadurch die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit komplexer werden können, weshalb eine pauschale Aussage über alle Gemeinden nur schwer möglich ist.
Abschließend wurden Lösungsansätze vorgestellt, wie die Nutzung von technischen Neuerungen von PV-Anlagen, den Einsatz von Stromspeichern und einem professionellem Energiemanagementsystem und der Nutzung von Innovationen im Bereich zukunftsfähiger Ladeinfrastruktur, wo das E-Auto als mobiler Stromspeicher eine große Rolle spielen wird, den Ausbau von Energiegemeinschaften und die Inanspruchnahme von Förderungen.
Unabhängig von den gesetzlichen Rahmenbedingungen werden große PV-Anlagen mit dem Fokus auf ein gutes Energiemanagementsystem mit Speicher sowie der Möglichkeiten zur Lastverschiebung zukunftsfit.
Die Beispiele zeigen klar: Trotz allen erwartbaren Veränderungen überwiegen auch in Zukunft die Vorteile eines Ausbaus von PV-Anlagen in Städten. Die eNu empfiehlt auch zukünftig auf PV-Strom zu setzen.
Präsentation