Energiegipfel: Innovative Wege für die Zukunft des Energiemanagements

Führende Energieexpertinnen und -experten aus Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich auf Einladung der eNu zum "Energiegipfel NÖ" am Campus Krems.

Gruppenbild Energiegipfel

LH-Stv. Stephan Pernkopf, eNu-Geschäftsführer Herbert Greisberger und Vertreterinnen und Vertreter der Energiebranche diskutierten innovative Wege für das Energiemanagement der Zukunft.

Unter dem Motto „Innovatives Energiemanagement für morgen“ fand am 29. Mai 2024 ein Energiegipfel NÖ am Campus Krems statt. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf betonte die positive Entwicklung des Ausbaus erneuerbarer Energien, vor allem Wind- und PV-Energie in Niederösterreich, wobei dies auch neue Herausforderungen für die gesamte Energiewirtschaft, insbesondere in Bezug auf Netzkapazitäten mit sich brächte. Im Jahr 2023 wurden in Niederösterreich mit mehr als 1.000 MWp mehr PV-Kapazitäten installiert wie insgesamt bis zum Jahr 2023. Diese Entwicklung ist äußerst positiv, bringt allerdings auch neue Herausforderungen mit sich, insbesondere für die Netzgesellschaften.

Fokus auf Netze, Speicher und Energiemanagement

Um diesen positiven Entwicklungen gerecht zu werden, sind neben dem verstärkten Netzausbau, neue Speicherlösungen und ein innovatives Netz- und Energiemanagement erforderlich. Letzteres ist entscheidend, um den erneuerbar produzierten Strom aufnehmen zu können, effizient zu verteilen und zu nutzen. Jährlich werden in Niederösterreich etwa 650 Millionen Euro in den Netzausbau investiert. Darüber hinaus brachte das Jahr 2023 auch einen Rekord am Zubau von Heimspeichern. Österreichweit wurden die Heimspeicherkapazitäten von 481 MWh auf 1.273 MWh ausgebaut.

Stimmen aus der Branche

Führende Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Institutionen präsentierten ihre Lösungsvorschläge für ein zukunftsfähiges erneuerbares Energiesystem. Franz Angerer von der Österreichischen Energieagentur (AEA) betonte die Bedeutung eines kontinuierlichen Ausbaus erneuerbarer Energien für den Wirtschaftsstandort und die Erreichung der nationalen Energie- und Klimaziele. Sonja Wogrin von der TU Graz zeigte das Potenzial einer flexiblen Laststeuerung für die Integration deutlich höherer PV-Kapazitäten in das bestehende Netz auf. Sie betonte allerdings gleichzeitig, dass dies lediglich ein erster und zeitlich begrenzter Schritt in Richtung eines Smarten Netzes sein kann. Daran anknüpfend präsentierte Fronius-CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß ein in Australien von ihrem Unternehmen erfolgreich umgesetztes Modell eines Datenmanagements, um flexibel auf die konkrete Situation reagieren zu können. Geeignete gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen für Österreich fehlen aber derzeit noch. Sie spricht sich für ein entsprechendes Forschungsprojekt in Österreich aus. Gleichzeitig betont sie, dass man den Fokus nicht so sehr auf die wenigen Spitzenzeiten legen soll, sondern den Beitrag der PV zum Gesamtjahresbedarf.

Gerhard Christiner, Vorstandsdirektor der Austrian Power Grid, betonte die Notwendigkeit eines verstärkten Netzausbaus und zusätzlicher Speicherkapazitäten, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Im Osten Österreichs sind 85 % der Leistung angesiedelt, im Westen 15 %. Die Pumpspeicherkraftwerke in den westlichen Bundesländern stellen eine ideale Ergänzung dar, um die Erzeugungsüberschüsse in den östlichen Bundesländern zu speichern. Allerdings fehlt es derzeit noch ausreichend Netzkapazitäten, um die Energie zu transportieren. Der jüngst vorgestellte Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) wird hier eine Verbesserung bringen.

Kurt Leonhardsberger, Konsulent der eNu, unterstrich die Bedeutung und Rolle von Stromspeichern in einen nachhaltigen Energiesystem. Einerseits ist der Absatz von Heimspeichern im letzten Jahr auf nahezu 800 MWh gestiegen, andererseits bringt die laufende Ausschreibung für Großspeicher eine Vielzahl an neuen Konzepten. Ein solches Projekt präsentiere Dominik Kohl von der electrify GmbH, in dem vorhandene Speicherkapazität zu einem virtuellen Großspeicher aggregiert wird.

Ausblick und Motivation

Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, betonte die Bedeutung von Forschung und Innovation bei der Transformation in ein dezentrales erneuerbares Energiesystem und der Motivation der Bevölkerung für diese Energiewende. In diesem Sinne bietet die Energieberatung der eNu ein neues Beratungsprodukt für PV-Anlagen, Speicher und Flexibilitätspotenziale an, um einen weiteren Ausbau der PV-Kapazitäten wirtschaftlich sinnvoll zu gewährleisten. Es gilt, gemeinsam intelligente Lösungen zu finden und von den Vorteilen erneuerbarer Energien zu profitieren.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Aufbauend auf den Ergebnissen des Energiegipfels NÖ werden folgende konkrete Maßnahmen ergriffen:

  • Überarbeitung des Energiefahrplans Niederösterreich 2030 mit Fokus auf Batteriespeicher 
  • Neue Beratungsleistungen der eNu im Bereich PV und Speicher für Privatpersonen, Gemeinden und KMU
  • Ausarbeitung NÖ Netzinfrastrukturplan für Strom, Gas und Wasserstoff (in Anlehnung an den ÖNIP, Österreichischer Netzinfrastruktur Plan)
  • Initiierung eines Pilotprojektes in NÖ zum Thema intelligente Netze nach dem „Australischen Modell“ (Kooperation eNu, Netz NÖ und Fronius)
  • Unterstützung eines 5-jährigen Leitprojektes in NÖ zum Thema „Dezentrale erneuerbare Energieversorgung unter Nutzung von Flexibilitätspotenzialen und Speichern“ (Leitung der Donau-Universität Krems)

Gefordert wurden von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch der möglichst baldige Beschluss des ELWG sowie die Befreiung von Energiespeichern von Netzgebühren, die kurzfristige Einführung dynamischer Leistungsregelung sowie die Ermöglichung flexibler Netztarife. Dringend geboten ist im Sinne einer nationalen Lastenverteilung der bundesweite Ausgleich der zusätzlichen Netzkosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energie. 

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